Was verbirgt sich hinter Paartherapie? Der Begriff der Paartherapie – Unterschiede zu anderen Therapieformen
- Posted by Hans-Georg Lauer
- On 28. Dezember 2017
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- Beziehungsdynamik, Eheberatung, konflikt, Paarberatung, paartherapeut, Paartherapie
Der Begriff Paartherapie
Paartherapie ist eine Form der psychologischen Diagnostik und Therapie, die sich auf Paare bezieht. Die Ursache für eine psychische Belastung muss nicht in den Problemen eines einzelnen Menschen liegen. Vielmehr kann die Belastung aus zwischenmenschlichen Konflikten in Familie und Partnerschaft resultieren. Die Art, wie zwei oder mehr Menschen miteinander umgehen, kann selbst das Problem darstellen. In diesen Fällen kann eine Paartherapie angezeigt sein.
In der Paartherapie geht es darum, mithilfe von psychologischen Modellen und Vorgehensweisen partnerschaftliche Konflikte aufzuarbeiten, zu überwinden und zu positiven Veränderungen in der Beziehung beizutragen. Paartherapie will akute und chronische Konflikte in einer Paarbeziehung lösen helfen. Ziel einer Paartherapie ist es, die Beziehungs- und Partnerschaftsfähigkeit der beteiligten Personen zu stärken. Eine Paartherapie ist dann erfolgreich, wenn das Paar mittels Einsicht und Verhaltensänderung die ursprünglichen Konflikte für sich durchschaut und lernt, mit diesen umzugehen.
Paartherapie ist keine Heilbehandlung
Anders als die Psychotherapie in Gruppen stellt die Paartherapie keine Heilbehandlung im Sinne des Psychotherapeuten-Gesetzes dar. Sie zählt damit nicht zur Psychotherapie im engeren Sinne und kann auch nicht von der Krankenkasse übernommen werden. Denn laut Psychotherapeutengesetz handelt es sich bei „psychologischen Tätigkeiten, die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben“ nicht um Psychotherapie.
Gemeinsame Teilnahme beider Partner
Die Paartherapie setzt darauf, dass beide Partner an einer Therapie teilnehmen, um ihren jeweiligen Beitrag zur Krise gemeinschaftlich aufzuarbeiten. Im Mittelpunkt einer Paartherapie steht deshalb die Beziehungsdynamik, die sich aus der spezifischen Interaktion der beiden Partner ergibt.
Bei den Begriffen Paartherapie bzw. Paartherapeut handelt es sich um keine gesetzlich geschützten Begriffe. Zum Schutz des Klienten wird dies von den Berufsverbänden der Psychologen häufig angemahnt, ist aber bislang nicht gesetzlich umgesetzt worden. Als Paartherapeuten empfehlen sich insbesondere Diplom-Psychologen mit einer Zusatzausbildung in „Paartherapie“.
Paare sollten dann eine Therapie aufsuchen, wenn sie für sich das Gefühl entwickeln, nicht mehr alleine mit den Problemen und Sorgen zurechtzukommen, d.h. wenn die Anzahl der schlechten die Anzahl der guten Tage in der Partnerschaft deutlich übersteigen und sie vom Streiten erschöpft sind. Auslöser für eine Paartherapie können sein: Streit und Konflikte, Fremdgehen eines Partners, länger anhaltende Kommunikationsstörungen, das Gefühl von Nicht-Verstehen des Partners, sexuelle Störungen, unerfüllter Kinderwunsch etc.
Paartherapie oder Paarberatung
Die Grenzen zwischen Paartherapie und Paarberatung verlaufen fließend. Beides sind Formen der Begleitung von Paaren. Beide Begriffe haben ihre Berechtigung, werden aber häufig synonym verwendet. Die beiden Bezeichnungen dienen eher der Unterscheidung, welche Berufsgruppe die Begleitung vornimmt (Paartherapie = Dipl.-Psychologen, Paarberatung = übrige Berufsgruppen). Des Weiteren findet sich der Begriff „Eheberatung“, der weitestgehend synonym zum Begriff „Paarberatung“ verwendet wird. Dabei darf Paarberatung nicht in dem Sinne verstanden werden, dass der Therapeut als „Wissender“ einem Paar einen Rat erteilt. Das wäre eine zumindest sehr verkürzte bzw. falsche Darstellung, da der Therapeut sich nicht anmaßt die Lebenswirklichkeit des Paares besser als es selbst zu kennen. Die Lösungen werden vom Paar moderiert vom Therapeuten am individuellen Thema erarbeitet.
Unterschiedliche paartherapeutische Richtungen
Bei den paartherapeutischen Richtungen kann man grob, ähnlich wie in der Einzeltherapie zwischen verhaltenstherapeutischen, psychodynamischen und systemischen unterscheiden.
Die verhaltenstherapeutische Richtung fokussiert auf das Training von Kommunikationsfertigkeiten und Konfliktgesprächen sowie auf die Modifikation von kognitiven Annahmen und Zuschreibungen. Gelernt wird in der Paarbeziehung durch wechselseitige, positive Verstärkung („Reziprozität“). Fehlt es an dieser, so kommt es zu einer Negativ-Spirale von Vorwürfen und Kritik.
Die psychodynamische Schule geht davon aus, dass unbefriedigte Bedürfnisse und ungelöste Konflikte bei der Partnerwahl eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Paarkonflikte sind demnach in der Regel Wiederholungen konflikthafter Muster aus der Eltern-Kind-Beziehung der beiden Partner. Deshalb ist die Aufarbeitung der biographischen Geschichte der Partner, der Partnerwahl und der bisherigen Paargeschichte ein wesentlicher Teil der Therapie.
Mehr zu den systemischen Schulen finden Sie auch auf Systemische Paarberatung .
Paartherapie und Sexualtherapie
Über viele Jahre wurden Paartherapie und Sexualtherapie als streng getrennte Disziplinen gewertet. Moderne psychologische Theorien trennen hier nicht mehr. Vielmehr gehen sie davon aus, dass Sexualität nicht isoliert betrachtet werden kann. Häufig haben Paarkonflikte eben auch einen sexuellen Hintergrund. Sexualität und Paarbeziehung können nicht getrennt voneinander behandelt und therapiert werden. So kann eine fehlende Sexualität als ein bestimmendes Merkmal einer Beziehung gewertet werden. Moderne sexualtherapeutische Ansätze wie die von David Schnarch bzw. Ulrich Clement gehen „Differenzierungs-orientiert“ vor. Hier stehen bislang unausgesprochene, von der Kommunikation ausgeschlossene Aspekte der Sexualität im Vordergrund der Therapie. Die Paare sollen lernen, auf Unterschiede im Verlangen zu achten und ihr sexuelles Profil zu kommunizieren.
Was macht eine Paartherapie aus?
In der Paartherapie werden die Klienten angeregt, gemeinsam mit dem Therapeuten Lösungen für ihre Paarbeziehung zu entwickeln, die zu ihrer Situation und Persönlichkeit passen.
Nach meiner Erfahrung kann es keine Lösung „von der Stange“ geben. Meine Paare lernen im Gespräch, alte Muster in ihrer Beziehung nicht nur zu erkennen sondern auch zu ändern. Ich arbeite als Paartherapeut mit einem systemisch, psychoanalytischen Therapie-Ansatz, der meinen Klienten helfen soll, eine lebensnahe Lösung für ihre Paarthemen zu finden. Mehr hierzu erfahren Sie auch auf Mein Konzept
In einem Interview des WDR mit mir finden Sie weitere Hinweise zum Thema Paartherapie Paartherapie auch ohne Krise?
Hans-Georg Lauer
Paartherapeut in Köln und Bonn
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