Gehen oder Bleiben – eine Entscheidung treffen / Teil 2
- Posted by Hans-Georg Lauer
- On 2. März 2018
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- Attraktivität, Austauschtheorie, Gehen oder Bleiben, Paarberatung, paartherapeut, Selbstwirksamkeit, Zukunftsperspektive
Wie kann ich eine Entscheidung treffen
Viele meiner Paare kommen in die Paarberatung, weil sie sich nicht sicher sind, ob sie die Beziehung fortsetzen wollen. Mindestens einer der Partner stellt die Frage nach Gehen oder Bleiben. Spätestens dann, wenn diese Frage aus dem Alltag des Paares nicht mehr wegzudenken ist, suchen sie einen Therapeuten auf. Manche Paare erleben eine gewisse Ausweglosigkeit der Situation. Ihr Leidensdruck ist hoch. Die Sehnsucht nach der Lösung ihrer drängenden Probleme groß.
Oft ist die Situation sehr verfahren
Die Frage nach Fortsetzung oder Ende einer Beziehung kann manchen paralysieren. Alles scheint sich nur noch um dieses Thema zu drehen. Eine befriedigende Antwort lässt auch sich warten. Zu verfahren erscheint vielen die Situation, zu unklar die Alternativen im Vergleich zur aktuellen Beziehung. Das ermüdet viele Paare. In dieser Situation suchen sie Rat bei einem Experten. Sie wünschen sich endlich Klarheit gibt und eine außenstehende Person, die ihnen die Entscheidung abnimmt.
Gezielte Übungen und Interventionen können helfen
Das ist nachvollziehbar, aber unrealistisch. Als Paartherapeut kann ich das Paar mit gezielten Interventionen bei der Beantwortung ihrer Frage unterstützen. Meine Aufgabe als Paartherapeut sehe ich darin, Bewegung in eine festgefahrene Situation zu bringen und neue Perspektiven zu eröffnen. Oftmals ist der Blick zu sehr auf die eine Frage Gehen oder Bleiben zugespitzt. Dabei kann die Antwort auch lauten:
- bleiben und das ändern, was sich ändern lässt bzw.
- bleiben und das akzeptieren, was sich nicht ändern lässt.
Mir ist daran gelegen, dass das Paar selbst über seine Zukunft im Sinne von Gehen oder Bleiben entscheidet. Niemand kann ihnen das abnehmen.
Stellen Sie sich Ihren Motiven
Hierbei kann es dem Paar helfen, sich die folgenden Fragen zu stellen:
- Welches sind unsere alten Beziehungsmuster, die uns in diese Situation gebracht haben?
- Wie gehen wir mit unseren Bedürfnissen nach Bindung und Autonomie um, wieviel Freiheit bzw. Abhängigkeit lassen wir in unserer Beziehung zu?
- Haben wir noch genügend gemeinsame Ziele und Werte? Haben wir Spaß daran, diese gemeinsam zu verfolgen?
- Welche Motive halten uns zusammen? Welche Rolle spielen Verlustangst und Angst vor Einsamkeit?
- Gibt es noch einen ausreichenden Vorrat an Zuneigung, der neu entfacht werden kann?
- Haben wir bereits alles versucht, um unseren Alltag wertschätzend zu gestalten?
Kopf und Bauch
Bei einer Entscheidung geht es sowohl um Kopf und Bauch, Verstand und Gefühl. Leider fallen beide Instanzen häufig auseinander. Eine Entscheidung wird dann als eine „gute“ Entscheidung erlebt, wenn Verstand und Gefühl dieselbe Antwort liefern. Dies ist ein Prozess und kann dauern, zumal dieser Prozess immer wieder auch neue positive oder negative Impulse aus der Interaktion mit dem Partner erhält. Als Paartherapeut bin ich darum bemüht, das Paar so zu unterstützen, dass die Entscheidung nicht nur gut durchdacht ist sondern sich auch gut anfühlt.
Alternativen auf dem Beziehungsmarkt
Wie die Frage nach „gehen oder bleiben“ beantwortet wird, hängt aber nicht nur vom aktuellen Partner und der Attraktivität dieser Partnerschaft ab. Bereits in den 50er Jahren haben die Sozialpsychologen Thibaut und Kelley die sogenannte Austauschtheorie entwickelt. Danach vergleichen Partner ihre aktuelle Beziehung mit den möglichen Alternativen auf dem Beziehungsmarkt. In einer Art von Kosten-Nutzen-Bilanz stellen sie die Vor- und Nachteile ihres Partners dem erwarteten Nutzen einer neuen Beziehung gegenüber. Die Mühen einer neuen Partnerschaft werden mit den Kosten der aktuellen Beziehung verglichen. Es wird abgewogen.
Die Zukunftsperspektive einer Beziehung hängt damit immer auch von den extern Alternativen ab und davon, wie attraktiv sich ein Partner erlebt. Hierbei geht es um eine subjektive Einschätzung. Das Selbstbild und das Selbstbewusstsein eines Partners spielen dabei eine nicht unerhebliche Rolle. Auch eine unglückliche Beziehung kann nach der Austauschtheorie überdauern, wenn die extern Alternativen als unerreichbar oder weniger attraktiv eingeschätzt werden.
Selbstwirksamkeit stärken
Ich sehe es als eine wesentliche Aufgabe einer Paartherapie an, die Selbstwirksamkeit der Partner zu stärken. Sollte sich das Paar trennen, so kann die Trennung leichter überwunden werden, wenn beide sich als selbstwirksam erleben. Sollte das Paar zusammenbleiben, so ist die Selbstwirksamkeit eine wesentliche Basis für eine aktive Gestaltung der Beziehung. Mit gezielten Übungen und Interventionen nehme ich dieses Thema in den Fokus.
Die Ungleichheit des Wunsches nach Beziehung
Um eine Beziehung zu begründen, bedarf es zweier Menschen. Um sie zu beenden, reicht es aus, wenn einer der Partner nicht mehr will. Zumeist erlebe ich es bei meinen Paaren so, dass einer der Partner stärker verunsichert oder ablehnend ist. Es ist unklar, ob er die Beziehung fortsetzen will. Dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für den anderen Teil, der zumeist stärker an der Beziehung hängt. In meiner Paartherapie achte ich bewusst auf diese Asymmetrie. Ich nehme beide in ihrer jeweiligen Haltung ernst und versuche zu vermitteln.
Auslöser für die ultimative Frage
Was löst eigentlich die Frage nach Gehen oder Bleiben aus? Nach meiner Erfahrung als Paartherapeut sind es zumeist äußere Anlässe wie Fremdgehen und Affären. Oftmals hat einer der Partner ein Verhältnis, welches er dem andern verschwiegen hat. Das Vertrauensverhältnis ist empfindlich gestört. Es ist etwas vorgefallen, das in der Wahrnehmung eines Partners als so schwerwiegend wahrgenommen wird, dass er die ultimative Frage stellt.
Oftmals sind diesem Ereignis lange Zeiten von Konflikten, Frustrationen und Verletzungen in der Partnerschaft vorausgegangen. Diese Konflikte bilden häufig den Nährboden. Sie bleiben über lange Zeit ungelöst und entwickeln ein Eigenleben, da sie entweder nicht angesprochen oder nicht adäquat vom Paar adressiert wurden. Da wir als Menschen so programmiert sind, Schmerzen und Konflikte zu vermeiden, versuchen wir der unangenehmen Situation zu entfliehen. Wir suchen nach äußeren Anlässen wie einem neuen Partner. Dieser soll uns dabei helfen, die aktuellen Schwierigkeiten hinter uns zu lassen. Das eigentliche Thema des Paares bleibt ungelöst.
Wie kann ich Sie in der Frage Gehen oder Bleiben unterstützen?
Gerne unterstütze ich Sie als Paartherapeut in Köln und Bonn bei Ihrem Anliegen. Ich nehme Sie mit Ihrer Frage nach „gehen oder bleiben“ ernst und helfe dabei, den Blick zu weiten. Gemeinsam schauen wir hinter die Kulissen und gehen Ihren Konflikten auf den Grund. Parallel hierzu schauen wir darauf, welche Stärken Sie als Paar haben, die Sie bislang noch nicht ausreichend genutzt haben.
Hans-Georg Lauer
Paartherapeut in Köln und Bonn
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