Eifersucht – Von der Schwierigkeit zu vertrauen
- Posted by Hans-Georg Lauer
- On 31. Januar 2019
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Fehlendes Selbstbewusstsein und Verlustangst
Zweifelsohne gehört die Eifersucht zu den stärksten Gefühlen, die Menschen erleben können. Wir sprechen dann davon, „rasend vor Eifersucht“ zu sein. Nicht wenige Paare leiden darunter, dass einer oder beide Partner extrem eifersüchtig sind.
Das oft gehörte Gegenargument lautet: Eifersucht sei etwas Positives. Sie zeige, dass einem viel an dem Partner liege. Allerdings erlebe ich es in meiner Paarberatung immer wieder, dass sich der andere Partner dann eingeengt oder kontrolliert fühlt. Eifersüchtigkeit schadet häufig der Beziehung.
Als Paartherapeut in Bonn und Köln sehe ich immer wieder Paare mit einem hohen Leidensdruck. Häufig ist es einer der Partner, der an Eifersucht leidet. Das Vertrauen in den Partner ist gestört. Vielleicht gab es einen Fall von Untreue, vielleicht ein schleichendes Desinteresse des anderen Partners. Viele Paare wollen einander vertrauen, werden aber immer wieder zurückgeworfen. Sie befinden sich in einem Teufelskreis aus Eifersucht und Kontroll-Vorwürfen.
Eifersucht ist weit verbreitet
Bei Befragungen geben fast alle Deutschen an, hin und wieder schon einmal eifersüchtig gewesen zu sein. Von den Befragten geben regelmäßig 30 % an, sie seien extrem eifersüchtig. Eifersüchtigkeit scheint damit zu einem weit verbreiteten Phänomen in unserer Gesellschaft zu gehören. Und nicht nur heutzutage. Eifersüchtigkeit gab es schon zu allen Zeiten, wie ein Blick in historische Romane und Erzählungen zeigt. Sie ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst.
Eifersucht als Indikator
Neuere Forschungsergebnisse zeigen: das Gefühl von Eifersucht ist tief im Menschen verankert und kann durchaus nützlich sein. Denn diese Emotion weist auf eine „Bedrohungslage“ hin. Gemeinsam ist den Eifersuchts-Fällen ein tatsächlicher oder erwarteter Verlust eines geliebten Menschen an einen Dritten. Ein eifersüchtiger Liebhaber ist darauf bedacht, seine Freundin von anderen Männern fernzuhalten und macht ihr aus diesem Grund Vorwürfe. Im Unterschied zum neidischen Partner, der verbittert ist, weil ein anderer Mensch vielleicht mit einer attraktiveren Partnerin zusammenlebt.
Welche Gefühle verbergen sich hinter der Eifersucht
Hinter der Eifersüchtigkeit verbergen sich vielschichtige Emotionen: Scham, Angst, Wut und Trauer. Im Mittelpunkt steht aber zumeist die Verlustangst. Andere erleben zusätzlich Anteile von Wut oder Traurigkeit. Eifersucht kann sich bis ins zwanghafte steigern. Die Betroffenen müssen ihren Partner ständig überwachen oder ihm nachspionieren. Schwierig ist es eine Grenze zum pathologischen zu ziehen.
Wo beginnt die pathologische Erscheinungsform von Eifersucht (= Otello-Syndrom, benannt nach dem Protagonisten der gleichnamigen Shakespeare Tragödie). Der pathologisch Eifersüchtige leidet unter Realitätsverlust, da er nicht mehr in der Lage ist, das Verhalten seines Partners angemessen zu interpretieren. Das Opfer kann in dieser Situation alles tun oder lassen, es wird kaum noch etwas richtig machen. Neurologen vermuten, dass im es im Hirn von pathologisch Eifersüchtigen zu einer Hormonstörung kommt, ähnlich wie bei Menschen, die unter einer Zwangsstörung leiden. Häufig tun sich die Betroffenen aus Scham sehr schwer, ihre Eifersucht einzugestehen. Meine Erfahrung als Paartherapeut in Bonn und Köln zeigen, dass die Übergänge von Eifersucht zu einem Zwangsverhalten fließend sind.
Wurzeln der Eifersucht
Der Hang, auf Untreue mit Eifersucht zu reagieren, scheint bei vielen Menschen ausgeprägt zu sein. Auch im Tierreich gibt es zahlreiche Beispiele von Eifersucht-Verhalten, so zum Beispiel bei Schimpansen. Die Eifersucht hat stammesgeschichtliche Wurzeln, die von unserer individuellen Lebenserfahrung und unserer Prägung in der frühen Kindheit überlagert werden. Manche Evolutionspsychologen sehen in der Eifersucht überhaupt erst eine Grundlage dafür, dass Paarbeziehungen zwischen Frauen und Männern möglich wurden. Ein Mann, der weniger vertrauensselig ist behielt seine Partnerin immer misstrauisch im Auge und konnte so für die Weitergabe seiner Gene sorgen. Für die Frau wiederum stellte der Sex mit anderen Männern auch eine Art Versicherung für den Fall dar, dass Ihr Partner frühzeitig verstarb.
Auch zwischen den Geschlechtern scheint es Unterschiede zu geben. Männer scheinen auf sexuelle Untreue ihrer Frauen heftiger zu reagieren. Auch dieses Phänomen kann evolutionspsychologisch erklärt werden. Jeder Seitensprung einer Frau kann schließlich zur Schwangerschaft führen, während dieser bei Männern nicht unbedingt die Paarbeziehung zerstört. Eine weitere Erkenntnis: Männer, die sich emotional sehr stark an Ihre Partnerin gebunden fühlen, empfinden emotionale Untreue als mindestens ebenso schmerzhaft wie die rein sexuelle.
Ursachen von Eifersucht
- Attraktivität
Studien zeigen, dass der in einer Beziehung weniger attraktive Partner fast immer der Eifersüchtige ist. Er hat mehr zu verlieren, da seine Chancen, einen gleichwertigen Ersatz zu finden, eher schlecht stehen. Groß gewachsene Gutverdiener oder junge, schöne Frauen scheinen deshalb mit dem Phänomen der Eifersucht deutlich gelassener umgehen zu können.
- Ablehnung in jungen Jahren kann zu einer eifersüchtigen Persönlichkeit führen. Kann sich ein Kleinkind der Zuneigung seiner Bezugspersonen nie ganz sicher sein, leidet es schon früh unter Verlustangst und bangt um die Aufmerksamkeit der Eltern. Ein typisches Beispiel ist die bedrohte Stellung des Erstgeborenen, wenn ein neugeborenes Geschwister-Kind plötzlich alle Aufmerksamkeit erhält. Dieses Kind lernt also schon früh mit Verlustängsten zu reagieren. Diese Ängste können im weiteren Leben generalisiert werden. Die Verlustängste tauchen jetzt in Situationen auf, die objektiv vielleicht nicht so bedrohlich sind, die es der Betroffene erlebt.
Eifersucht als wichtiges Signal / Seismograph für Beziehung
Das eifersüchtige Gefühl erhöht letztlich unsere Aufmerksamkeit und zeigt uns, in welche Richtung wir handeln sollten, um unsere Partnerposition zu verteidigen. Dies versuche ich in meiner Paarberatung als den „tieferen Sinn“ der Eifersucht zu vermitteln. Wir nehmen die Liebe des Anderen nicht länger als selbstverständlich hin, sondern versuchen, ihn zu halten. Eifersüchtige Frauen achten mehr auf ihr Äußeres und Männer schenken ihrer Partnerin plötzlich wieder mehr Aufmerksamkeit.
Häufig plagt uns diese Emotion bereits dann, wenn es eine erste unterschwellige Möglichkeit dafür gibt, dass sich Konkurrenz einstellt. Auf diese Weise lassen sich emotionale Störungen in einer Beziehung schon früh angehen und verhindern. Das misstrauische Verhalten des einen Partners macht dem anderen unmissverständlich klar, dass ein Flirt nicht ohne Folgen bleiben wird.
Auch dieses Verhalten kann evolutionspsychologisch vorteilhaft sein. So kommt eine amerikanische Studie zu dem Schluss, dass stärker eifersüchtige Paare mit höherer Wahrscheinlichkeit über einen langen Zeitraum zusammenbleiben als Männer und Frauen, die sich unbekümmert geben.
Was tun?
Als Paartherapeut in Bonn und Köln rate ich davon ab, die Eifersucht komplett zu bekämpfen oder zu unterdrücken. Die Eifersucht ist ein wichtiges Signal. Als Paartherapeut in Bonn und Köln halte ich es für sinnvoll, die Eifersucht als natürliches Empfinden zu verstehen und sie nicht künstlich unterdrücken zu wollen oder sich dafür zu schämen. Anders sieht es aus, wenn der Leidensdruck hoch ist und wenn es sich um eine Form der Eifersucht handelt, die schon fast zwanghaften Charakter annimmt. Dann muss rasch gehandelt werden.
In meiner Paarberatung übe ich deshalb mit den Betroffenen, wie sie über Ihre Eifersucht reflektieren und sprechen können, so dass dies vom Partner angenommen werden kann. Die Eifersucht vermag uns zu helfen, Erwartungen gegenüber dem Partner klar zu formulieren und so das Miteinander in der Beziehung zu stabilisieren. Dies ist ein wesentliches Element meiner Paarberatung im Falle von wiederkehrender Eifersucht.
Um an die Ursachen der Emotion zu gelangen, arbeite ich als Paartherapeut an den inneren Überzeugungen meiner Paare, insbesondere an den Ängsten. Mir geht es darum, das Selbstbild zu reflektieren und das eigene Selbstwertgefühl nachhaltig zu verbessern. Mehr zu meinem Vorgehen erfahren Sie auch auf Systemische Paarberatung .
Und häufig entspannt es auch zu wissen: wenn die Eifersüchtigkeit nicht zu extrem wird, kann sie für eine Beziehung segensreich sein.
Bitte treten Sie mit mir in Kontakt, wenn Sie mehr zu diesem Thema erfahren wollen oder meine Paarberatung aufsuchen möchten.
Ihr Hans-Georg Lauer
Paartherapeut in Bonn und Köln
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