Kann Paartherapie die Liebe wieder herstellen?
- Posted by Hans-Georg Lauer
- On 16. Oktober 2017
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- Liebe, Paarberatung, Paartherapie, sehnsucht, Verliebtheit, Vertrauen
Wie Sie die Liebe leben lernen
Bitte erinnern sie sich an den Anfang ihrer Beziehung. Sie wissen nicht, wo ihnen der Kopf steht. Sie erleben starke Gefühle. Ihr Herz schlägt höher. Sie fühlen sich voller Energie und Glück. Wahrscheinlich haben sie Liebe als ein starkes Gefühl des Hingezogenseins zu einem Menschen erlebt.
Verliebtheit kann wie ein Rausch empfunden werden. Der Körper entwickelt in diesem Zustand endogene Substanzen. Diese ähneln Amphetaminen. Bekannt ist insbesondere das Bindungshormon Oxytocin.
Ganz anders geht es uns, wenn sich die geliebte Person abwendet. Das kann wie ein Entzug wirken. Wir fühlen uns deprimiert und ängstlich. Die Welt scheint sich gegen uns verbündet zu haben. Auch hier sind endogene Substanzen am Werk.
Durch Paartherapie dem Partner liebevoll begegnen
Allerdings lassen sich Gefühle nicht auf Knopfdruck einstellen. Auch nicht durch Paartherapie. Anders das „lieben“. Es handelt sich um ein Verb oder „tu-Wort“. Wie der Name sagt, können Sie etwas dafür tun. Was genau erarbeite ich mit ihnen in meiner Paarberatung. Dem Partner wieder liebevoll zu begegnen, lässt sich sehr wohl erlernen. Das belegen viele Studien zum Thema „Wirksamkeit von Paartherapie“.
Ob sich durch eine Paartherapie ihre Verliebtheit, wie sie sie vielleicht zu Beginn Ihrer Paarbeziehung erlebt haben, wieder einstellt, lässt sich ehrlicherweise nicht prognostizieren. Paartherapie kann dabei helfen, das Verständnis und die Verbundenheit zwischen Ihnen zu vertiefen und für glücklichere Momente in Ihrer Beziehung zu sorgen, ihnen den Übergang zu Phase vier erleichtern.
Die fünf Phasen der Paarbeziehung
Eines jedoch ist sicher. Die Qualität einer zwischenmenschlichen Beziehung ist einem stetigen Wandel unterworfen. Nichts bleibt auf der Gefühlsebene beständig. Die Liebe verändert sich und folgt einem Zyklus von fünf Phasen:
Die erste Phase zeichnet sich durch eine starke Verliebtheit aus. Die Hormone spielen verrückt und wir fühlen die sprichwörtlichen Schmetterlinge im Bauch. Alles störende spielt in dieser Phase keine Rolle. Wir erleben eine Art von Symbiose mit dem Partner.
In Phase zwei folgt das Anerkennen der Realitäten. Wir lernen den anderen besser kennen und sehen seine Eigenheiten. Die sprichwörtliche „rosarote Brille“ wird abgesetzt. Das Trennende gewinnt an Bedeutung und die Verliebtheit nimmt ab.
Die dritte Phase zeichnet sich durch Auseinandersetzungen mit dem aus, was die Partner voneinander trennt. Wir testen die Grenzen aus, verwickeln uns in Konflikte und differenzieren uns vom anderen. Eventuell erleben wir das Ende der Beziehung. Häufig kommen Paare in dieser Phase in meine Praxis. Ihnen ist schmerzlich bewusst geworden, dass die anfängliche Liebe füreinander einer konflikthaften Auseinandersetzung gewichen ist.
Nicht alle Beziehungen überleben diese dritte Phase. Dann beginnt eventuell ein neuer Kreislauf mit der ersten Phase des Verliebtseins.
In einer vierten Phase nähern sich die Partner wieder einander an. Es kommt zu einem Ringen um Autonomie und Bindung. Es zeigt sich immer mehr, wie Kompromisse zwischen den individuellen Interessen geschlossen werden können.
Dieser Prozess kann in eine fünfte Phase münden, in der die Partner ein temporäres Gleichgewicht gefunden haben. Die Beziehung bedeutet Verbundenheit und Heimat und wird nicht mehr hinterfragt.
Paartherapie unterstützt beim Übergang auf die vierte Phase
Kommen wir jetzt aber zu der Frage, was genau sie in der Paartherapie Paartherapeut in Bonn tun können, um um sich einander wieder anzunähern und an die alten Gefühle anzuknüpfen.
Eine faktorenanalytische Studie von Swenson (1972) zeigt, dass Liebe fünf unabhängige Aspekte des Verhaltens umfasst:
- Sehnsucht (sich sicher und entspannt in der Nähe des anderen fühlen)
- Zärtlichkeit (Umarmungen, Berührungen, Küsse, sexuelle Handlungen)
- Sorge (Interesse ausdrücken, Unterstützung, wechselseitige Verpflichtung)
- Vertrauen (intime Gefühle und Gedanken teilen, sich verletzt wahrmachen)
- Toleranz (Fehler des anderen akzeptieren, Wünschen und Bedürfnisse des anderen nachkommen)
Geeignete Übungen
Mein Anliegen in der Paartherapie ist es deshalb, mit geeigneten Übungen / Interventionen diese fünf Aspekte des Verhaltens zu unterstützen. In jeder Paarbeziehung sind einige dieser Verhaltensaspekte stärker ausgeprägt, andere wiederum weniger und bedürfen einer Förderung.
Selbstverständlich entscheiden sie, wie sie ihre Beziehung definieren, d.h. wie leidenschaftlich (mit Schwerpunkt auf Sehnsucht und Zärtlichkeit) oder pragmatisch (mit Schwerpunkt auf Vertrauen und Toleranz) sie ihre Liebe leben wollen.
Wieder mehr miteinander zu sprechen, übe ich mit ihnen im „formalen Paargespräch“ Das formale Zwiegespräch. Ich erkläre ihnen die Regeln, wir üben in der Sitzung und sie probieren sich zuhause aus. Das zahlt insbesondere auf Vertrauen und Toleranz ein.
Häufig erlebe ich, dass Paare, die sich mit mehr Vertrauen und Toleranz begegnen, auch vermehrt auf Sehnsucht einlassen können. Vertrauen ist zumeist eine wichtige Voraussetzung für das Widererstarken der Sehnsucht.
Um die Scheu vor Intimität zu nehmen und die Zärtlichkeit zu unterstützen, kann es in der Paartherapie hilfreich sein, über ihr jeweiliges sexuelles Begehren zu sprechen. Wie gut wissen Sie über die sexuellen Erfahrungen und Wünsche ihres Partners Bescheid? Was hat sich vielleicht vom Zauber des Anfangs bis heute verändert?
In meiner Paartherapie begleite ich sie auf diesem Weg und eröffne ihnen neue Perspektiven.
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