Pech im Spiel – Glück in der Liebe
- Posted by Hans-Georg Lauer
- On 14. Oktober 2023
- 0 Comments
- Frustrationstoleranz, Glück im Spiel - Pech in der Liebe, Gute Beziehung, Guter Verlierer, Harmonische Paarbeziehung, Konflikte in Beziehung, Paartherapie
Oder wie man ein guter Verlierer wird
Was macht eine gute Beziehung aus?
Was würden Sie sagen, macht eine gute Beziehung aus? Ist es die Tatsache, dass man sich blind versteht oder dass es selten Konflikte gibt? Viele Paare aus meiner Paarberatung geben an, dass sie gerne in Harmonie miteinander leben. Harmonie steht bei vielen Paaren an erster Stelle. Sicher ist dieser Wunsch leicht nachvollziehbar. Dennoch wissen wir alle, dass sich das Leben nicht ohne Konflikte vollzieht.
Wer bei einem Konflikt den Kürzeren zieht, kann sich schnell als Verlierer fühlen. Um in einer Beziehung nicht als Verlierer vom Platz zu gehen, vermeiden viele Paare Konflikte. Lieber finden sie sich mit dem Status Quo ab. Erst nach Jahren zeigt sich, was diese ungelösten Konflikte mit dem Paar machen. Zum generellen Umgang mit Harmonie bzw. Konflikten in Paarbeziehngen siehe auch meinen Blog https://paarberatung-koelnbonn.de/wie-wichtig-ist-eine-harmonische-paarbeziehung-wirklich/
Glück im Spiel – Pech in der Liebe
Wie Paare mit Gewinnen und Verlieren umgehen, kann man gut am Beispiel von Spielen beobachten. Spiele sind dadurch gekennzeichnet, dass sie freiwillig und unterhaltsam sein sollen. Sie beinhalten zumeist ein Set an Regeln, eine oder mehrere Herausforderungen und sind auf Wettbewerb angelegt. Spiele sind dann beendet, wenn es einen Gewinner und entsprechend auch Verlierer gibt. Während der Gewinner sein Ego gestärkt sieht, geht es für den Verlierer darum, mit der Niederlage umzugehen. Bei Gesellschaftsspielen erkennen die Partner sehr schnell, wie sie mit Niederlagen / Verlusten umgehen. Dies kann für das Verständnis von Beziehungen bzw. Konflikten in Beziehungen sehr hilfreich sein.
Die frühe Prägung im Elternhaus
Die so genannte Frustrationstoleranz, also die Fähigkeit, konstruktiv mit Niederlagen umzugehen, ist zwischen Partnern unterschiedlich ausgeprägt. Zahlreiche entwicklungspsychologische Studien zeigen auf, dass unsere Frustrationstoleranz schon früh im Leben geprägt wird. Mit Niederlagen umzugehen gehört zu den ersten und wichtigsten Erfahrungen, die Kinder machen. Wer im Elternhaus gelernt hat, dass Verlieren dazugehört, kann auch als Erwachsener besser mit Niederlagen umgehen. Eltern, die ihrem Kind vermitteln, du bist liebenswert, sorgen für ein positives Urvertrauen. Kinder können so eher ausprobieren, loslassen, auf eine Belohnung warten oder auch beim Spiel verlieren. Verlieren ist also etwas, was man schon in seiner Kindheit lernen sollte, wenn einem das elterliche Vertrauen geschenkt wurde.
Anders sieht es aus, wenn es im Elternhaus unerbittlich oder rigide zugeht. Häufig prägen dann Sätze wie „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, „Sei kein Waschlappen“ oder „Stell dich nicht so an“ die Atmosphäre. Wer unerbittliche oder übertrieben ehrgeizige Eltern erlebt hat, wird häufig gegen sich selbst unerbittlich sein und sich mit Niederlagen schwertun. Die elterlichen Forderungen wurden internalisiert und melden sich unterschwellig in Konfliktsituationen zurück. Zumeist fällt es Partnern dann schwer, nicht in Begriffen von Gewinn und Verlust zu denken. Der betreffende Partner wird dann eher schummeln, tricksen oder eine Falle stellen, um nicht als „Verlierer“ dazustehen. Solche werden oft als manipulativ erlebt. Die Not macht erfinderisch und alles scheint erlaubt, um das eigene Ego zu schützen.
Wer aber in Beziehungen zu kompetitiv oder manipulativ vorgeht, wird bei seinem Partner eher Frustration und Enttäuschung auslösen. Auf die Enttäuschung folgt dann meist der Rückzug. Die Distanz zwischen den Partnern wird größer. Etwas, was ich in meiner Paarberatung häufig beobachte.
Überfürsorgliche Eltern
Etwas anders sieht es bei Partnern aus, die in einem Elternhaus groß wurden, wo eine oder beide Elternteile überfürsorglich agierten. In diesem Umfeld konnte das Kind kaum lernen, mit Konflikten oder Schwierigkeiten umzugehen. Aussagen wie „Überlasse das besser mir“, „Das ist zu schwer für Dich“ oder „Lass mal, das mach ich schon für Dich“ waren an der Tagesordnung. Noch bevor eine echte Schwierigkeit drohte, wurde diese von den Eltern bereits gelöst. Konflikte wurden dem Kind erspart. Die Fürsorge ging so weit, dass Kinder nicht die Chance erhielten, die Normalität von Konflikten zu erfahren. Als Erwachsene sind sie häufig von einem starken Bedürfnis nach Harmonie geprägt. Auseinandersetzungen werden gemieden, auf die lange Bank geschoben oder an den Partner delegiert.
Pech im Spiel oder wie werde ich ein „guter Verlierer“?
Nach meiner Erfahrung werden Paare dann miteinander glücklicher und zufriedener sein, wenn sie „gute Verlierer“ sind. Viele Klienten fragen mich, ob es denn möglich ist zu lernen, sich mit einem Verlust abzufinden? Wie wird man zu einem guten Verlierer, wenn man das als Kind nicht gelernt hat / lernen konnte?
Um es nochmals zu wiederholen. Ein guter Verlierer wird zu sich selbst stehen, sich als Person nicht infrage stellen. Es gilt also, das eigene Selbst zu stärken. In meiner Paartherapie lernen die Partner zunächst, wie es sich anfühlt, wenn man verliert. Sie sollen bewusst die damit einhergehenden Gefühle von Frust oder Wut erleben. Es gilt innezuhalten und diese Gefühle achtsam wahrzunehmen, um sie im Alltag schneller benennnen zu können. Als nächstes steht an, die damt einhergehenden Gedanken zu erkennen. Welche Gedanken gingen den Gefühlen voraus? Wie stark traten die elterlichen Bewerter auf den Plan? Was genau haben diese Stimmen gesagt? Wie stark hat das uns zugesetzt? Im nächsten Schritt gilt es, die verinnerlichten Stimmen zu „entmachten“ und stattdessen neue, konstruktive Sätze aufzurufen. Sich selbst liebevoll anzunehmen, selbst wenn nicht alles nach Plan gelaufen ist.
Dies gelingt am besten, wenn man sich als Paar in ruhigen Situationen, jenseits des hektischen Alltags konstruktiv Rückmeldung geben kann. Gemeinsam üben wir in meiner Paartherapie, wie dieser Dialog gelingen kann und wie es gelingen kann, ein guter Verlierer zu werden.